Als ich aufwache blinzelt die Sonne
mir zwischen den schweren Vorhängen in meinem gemütlichen
Schlafzimmer entgegen und will mich nach dem erlebnisreichen Tag
gestern
auch heute in den
Tag locken. Die
Nacht war ruhig und ich habe in meinem gemütlichen Bett tief und
fest geschlafen, so dass ich mich nun kurz räkele und dann mit
Schwung in den neuen Tag starte. Als ich durch meinen Flur schlendere
begrüßt mich durch die große Fensterfront im Wohnzimmer schon die
Sonne, zwei Spatzen sitzen auf meinem Balkon und die Boote im Hafen
schaukeln sanft.
„Jetzt nur keine Hektik“ denke ich
mir und bereite mir eine Tasse Kaffee zu, decke nebenbei meinen
Balkontisch zum Frühstück und atme tief die salzige Meeresbrise
ein. Nicht weit entfernt von meiner Unterkunft - dem Evancy Boulogne-sur_Mer La marina -finden sich einige
kleine Supermärkte und eine Bäckerei und so habe ich mich schon
gestern mit ein paar Köstlichkeiten für mein Frühstück
eingedeckt. Ich brauche kein Buffet, keine Menschenschlangen zum
Frühstück – nur diesen fantastischen Ausblick, ein frisches
Croissant, Butter aus der Region und hausgemachte Marmelade, die ich
gestern auf dem Bauernmarkt hier eingekauft habe. Herz, was willst du
mehr?!
Während ich in der Morgensonne sitze
blicke ich gen Altstadt, meinem heutigen Ziel. Der Belfried aus dem
12. Jahrhundert ragt weit über die Stadt und auch die Kuppel der
Basilika Notre-Dame de l’Immaculée
Conception de Boulogne lässt sich erahnen, auch wenn sie sich
derzeit für Renovierungsarbeiten leider verhüllt zeigt. Dennoch
bekomme ich schon jetzt einen Eindruck von der wunderschönen
Architektur der Festungsstadt, die hoch oben auf einer Anhöhe
gelegen und mit dicken Mauern umgeben ist. Hier finden sich urige
Restaurants, kleine Boutiquen und ganz viel Geschichte, zudem
Grünanlagen und Museen und nur wer die kleinen, verwinkelten Gassen
wirklich erlebt, bekommt ein Gefühl für die große Geschichte der
Stadt.
Ich mache mich also frisch, packe meine
Tasche und mache mich zu Fuß auf den Weg in die Altstadt – bei
sommerlichen Temperaturen eine Strecke, die ich bergauf lieber
langsam schlendere und dabei das Leben von Boulogne betrachte, wie auch die
wunderschöne Kunst an Hauswänden, Stromkästen & Co, die mich
bis vor die Tore der Altstadt begleitet. Geschäfte öffnen ihre
Pforten, in den Cafés sitzen die ersten Gäste und über allem liegt
das Geschrei der Möwen, als ich die Grande Rue Richtung Monument à
Mariette laufe. Denn der eigentlichen Festungsstadt vorgelagert ist
mit dem „Le square Mariette“ eine kleine Anlage mit Nachbildungen
ägyptischer Baukunst, welche zu Ehren des aus Boulogne stammenden
Ägyptologen Auguste Mariette erbaut wurde. Schon hier kann ich mich
kaum sattsehen an der kleinen Pyramide, dem beeindruckenden Obelisken
und der wunderschönen Anlage selbst, die vor der Kulisse einer
stattlichen Stadtmauer um so eindrucksvoller wirkt.
Durch eines der massiven Stadttore
gelange ich nun in die Altstadt von Boulogne und entscheide, diesen
Bereich zunächst „von oben“ zu erkunden, weswegen ich die Stufen
der Stadtmauer erklimme und schließlich meine Runde auf ihr entlang
spaziere. Von hier habe ich nicht nur unvergleichbare Blicke über
die Stadt, bis hin zum Hafen und zu meinem Hotel, ich kann zur
anderen Seite auch die vielen verwinkelten Gassen der Altstadt
überblicken und komme nicht umhin mich zu fragen, wie das Leben vor
vielen hundert Jahren hier wohl verlief. Das Kopfsteinpflaster sorgt
bei den wenigen Autos hier für einen unverwechselbaren Sound,
Spatzen haben zudem die alten Gemäuer für sich erobert und so
klingt das alte Boulogne ganz anders,als die moderne Stadt. Die
dicken Mauern strahlen selbst in der Sommerhitze eine angenehme Kühle
aus und durch die kleinen Straßen weht ein Hauch von Geschichte.
Bunte Blüten heben sich von dem Grau der Steine ab und geben dieser
fast schon musealen Umgebung Leben, während alt ehrwürdige Gebäude
wie die Basilika, oder das Château
d’Aumont immer wieder an die Geschichte dieses Ortes erinnern.
Schon von den Römern wegen der guten
Lage des Hafens genutzt hat Boulogne nicht nur Könige, Kreuzzüge,
Kaiser und Kriege überstanden, sondern dabei auch seinen
ursprünglichen Charme behalten, der heute vor allem europäische
Touristen tief beeindruckt. Zwischen den dicken Mauern stehend, den
blauen Himmel über mir greife ich nach einem Stein der Stadtmauer,
die alles hier umfasst – fest, kalt und grau hat sie doch so viel
Leben in sich bewahrt und erzählt ganz leise ihre Geschichte. Und
während am Hafen von Boulogne-sur-Mer das Leben pulsiert, ist es
hier oben fast stehengeblieben.
Ich möchte noch weiter abtauchen in
die Geschichte der Stadt und so steht als erstes die Basilika
Notre-Dame de Boulogne auf meinem Plan, deren riesiges Innere
kostenlos besichtigt werden kann. Freundlich werde ich hier auf
englisch begrüßt und erhalte von dem engagierten Team vor Ort
interessante Informationen zu dem Bau, der derzeit umfassend saniert
wird. Vergleichsweise kahl wirkt er auf mich, mit wenig Schmuck oder
Gemälden wie ich es es aus anderen Kirchen kenne und so wundert es
mich doch, dass das fast schon glanzlose Innere nicht mit der
prunkvollen Fassade mithalten kann. Doch ich erfahren, dass auch hier
umfangreiche Sanierungen durchgeführt werden und die Basilika noch
nicht in ihrem vollen Glanz erstrahlt.
Ganz anders sieht es in der unter der
Basilika gelegenen Krypta aus, einer der größten Europas übrigens:
auf 1.400 Quadratmetern können hier Kunstschätzen aus der
2000-jährigen Geschichte von Boulogne-sur-Mer bewundert werden. Ich
steige also die Treppen hinab zur Krypta und mit einem kleinen Plan
ausgestattet tauche ich dann ein in eine Welt unter der Welt. Nur
sanft ausgeleuchtet ziehen sich hier Gänge durch das Erdreich,
ausgestattet mit antiken Wandgemälden, Statuen und Flachreliefs der
Vergangenheit. Immer wieder tun sich Hallen auf, Gewölbe, verwobene
Wege in denen mich Goldarbeiten, Gemälde und Reliquien erwarten.
Ruhig und kühl ist es hier unten, jedes einzelne Exponat, jeder
einzelne Gang lassen mich ehrfürchtig werden ob unserer Geschichte.
Besonders die filigrane Goldarbeit
vergangener Zeiten, die hier – besonders ausgeleuchtet und durch
eine Vitrine geschützt – dargestellt wird beeindruckt mich, denn
durch ihre Platzierung in einem nur schwach ausgeleuchteten Raum mit
gewölbten Decken und schwerem Stein wirkt sie ätherisch schön, wie
der strahlende Mond vor einem schwarzen Nachthimmel.
Als ich nach einer guten Stunde wieder
in die Sonne trete, brauche ich einen Moment, um mich an ihre Wärme
und Helligkeit zu gewöhnen und mich überirdisch wieder zurecht zu
finden. Ich blinzele in den Himmel und mein Blick fällt auf eine der
kleinen Bars, die sich hier in der Altstadt angesiedelt haben. Ein
kleiner Raum mit Theke, kaum genug für seine 5 Tische, wirkt auf den
ersten Blick zwar unscheinbar, seine unschlagbar gute Lage direkt an
der Basilika und die einladende Terrasse laden mich aber doch auf ein
kühles Getränk mit wunderbarem Blick auf meine Umgebung ein. Ich
habe Zeit, lasse mich treiben, beobachte die Menschen die durch die
Straßen ziehen und plane meinen nächsten Punkt für heute – das Château d’Aumont.
Diese
ehemalige Wehrburg mit Wassergraben aus der ersten Hälfte des 13.
Jahrhunderts beherbergt heute ein abwechslungsreiches Kunst- und
Archäologiemuseum und steht damit ganz oben auf meiner Wunschliste
für Boulogne, zumal alleine auch schon die Architektur des Château
an sich wirklich atemberaubend anmutet.
Auf drei Etagen werden hier unter anderem
wunderschöne ägyptische Exponate gezeigt, wie beispielsweise
Wandgemälde, oder Sarkophage und Mumien – wer mich kennt weiß,
dass gerade dieses Thema mich schon immer fasziniert hat. Aber auch
die einzigartige griechische Keramik die hier ausgestellt wird, die
Sammlung von Inuit-Kunst, die zu den größten der Welt gehört oder
die Abteilung für Bildende Kunst und Kunstgewerbe mit Gemälden und
Skulpturen beeindrucken mich nachhaltig.
Es gibt viel zu erleben
und doch habe ich das Gefühl, dass die Ausstellung nicht zu
überfluten versucht und viel Raum lässt, das Gesehene zu
verarbeiten. Die Aufteilung der Themenbereiche, die Anordnung in
diesem historischen Gemäuer und die ausreichende, nicht aber
überladene Information an jedem Objekt bringen die Ausstellung
Besuchern jeder Art näher, ohne dabei belehrend zu wirken. Sie macht
Freude an Geschichte und bietet so viele „Wow“ Momente, dass ich
kaum weiß, wohin ich meinen Blick als nächstes wenden soll.
Als mich mein Weg dann
noch in die unterirdischen Gänge zu den Überresten der
Befestigungsanlage und der Ausstellung römischer Altertümer führt
bin ich gänzlich hin und weg, denn so viel Feinsinn für Kunst und
Kultur hätte ich hier wahrlich nicht erwartet. Was für eine
beeindruckende Sammlung und damit absolut einen Besuch wert!
Ich kann mich kaum trennen
von diesem beeindruckenden Ort und doch zieht es mich weiter, denn
Geschichte lässt sich hier in der Altstadt wirklich an jeder Ecke
erleben. Ich besuche noch das Palais Imperial aus dem 18 Jahrhundert,
den alles überragenden Belfried aus dem 12 Jahrhundert und mache
eine Pause im kleinen, schattigen Garten der Basilika bevor ich mich
schließlich wieder auf den Weg Richtung Neustadt mache.


Hier gibt es zwar alle
Geschäfte, die der Urlauber vielleicht brauchen könnte, mich
spricht aber nichts wirklich an. Was ich brauche, dass sind keine
Schuhe, keine Haute Couture oder Schmuck, ich will französische
Lebensart shoppen, Produkte aus der Region und Alltägliches. Manch
einer mag jetzt den Kopf schütteln, aber Lebensmittelmärkte in
anderen Ländern sind für mich ein Ausdruck realen Lebens,
unverschnörkelt, echt und oftmals auch ganz regional. Und so mache
ich mich nach Rückkehr ins Evancy La Marina mit dem Auto auf den
kurzen Weg zum riesigen E.Leclerc im Südosten der Stadt. Mein Herz
schlägt höher als ich die vielen regionalen Produkte sehe,
französische Klassiker und Lieblinge, die ich in Deutschland nur
schwer, oder sehr teuer bekomme. Auch das ist für mich Urlaub, hier
kann ich ein bisschen mehr eintauchen in das echte Leben der Region
und die nordfranzösische Kultur wirklich erfassen. Mit einer vollen Tasche
voller neuer und alter Lieblingsprodukte mache ich mich also auf den
Heimweg, denn langsam weht eine kühle Brise vom Meer hinein, die
Sonne verliert allmählich ihre Kraft und der Abend zieht auf.
Ich
habe Hunger und möchte heute den Gourmetklassiker der Region
überhaupt genießen – frische Muscheln, auch bekannt als Moules
Frites. Eine echte Kindheitserinnerung, denn schon mein Vater war bei
unseren frühen Familienurlauben absoluter Fan der Meeresfrüchte.
Nachdem ich also meine
Einkäufe verstaut habe mache ich mich nochmals entlang des
Yachthafens auf dem Weg in das nahegelegene „O Kom Paraz“,
welches mich schon am Vorabend so unglaublich gut bewirtet hatte. Ich
brauche kein Chi Chi, nur ehrliche, qualitativ hervorragende Küche
und einen guten Service, dann bin ich glücklich.
Und was wird das
für ein Abend - ich werde begrüßt, wie von alten Freunden, genieße
den Blick auf den zentralen Place Dalton von meinem Tisch aus und
genieße die besten Moules Frites seit langem. Das ist wirklich
Lebensfreude, französisches savoir-vivre wie wir Deutschen es uns
vorstellen und ich könnte mir in diesem Moment keinen besseren Platz
vorstellen, um meinen Tag ausklingen zu lassen!
Infos zu meinem Tag in
Boulogne-sur-Mer:
Unterkunft: Evancy Boulogne sur Mer - La Marina
Quai Chanzy, 62200
Boulogne-sur-Mer
Appartements für 2 bis 6
Personen direkt am Yachthaften
alle mit
Küchenzeile, Wohnzimmer, Schlafzimmer(n), Bad und Balkon / Terrasse
Rue de Lille 62200
Boulogne-sur-Mer
Mittelalterliche
Kathedrale mit einer der größten Krypten Frankreichs
Öffnungszeiten im Sommer
9:30 Uhr bis 18 Uhr
1 Rue de Bernet, 62200
Boulogne-sur-Mer
Die Wasserburg beheimatet
das Museum von Boulogne mit Kunst und Archäologie
Öffnungszeiten im Sommer
9:30 Uhr bis 18 Uhr
Unentgeltliche Pressereise
in Kooperation mit Atout France, sowie den Tourismusbüros der Region
Hauts-de-France und Boulogne-sur-Mer. Vielen Dank für die Einladung
in diese wunderschöne Region!